
Holzen. Die SPD-Landtagsabgeordnete Julia Kahle-Hausmann (MdL) besuchte vergangene Woche den Luerpunkt in Holzen, um gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern über die aktuellen Herausforderungen und Perspektiven der Landwirtschaft zu sprechen. Auch die regionale Vermarktung von Produkten spielte eine zentrale Rolle während des Gesprächs.
Der Einladung der Ratskandidatin Anke-Elisabeth Schoen für den Wahlkreis Holzen/Wiebelsheide sind auch einige Landwirtinnen und Landwirte aus der Region gefolgt. „Mir ist es wichtig, den ansässigen Landwirten Gehör zu verschaffen. Landwirtschaft ist Teil unserer Identität im ländlichen Raum“, betonte Anke-Elisabeth Schoen. „Unsere Landwirtinnen und Landwirte leisten tagtäglich harte Arbeit unter schwierigen Bedingungen. Sie verdienen nicht nur faire Preise, sondern auch politischen Rückhalt und gesellschaftliche Anerkennung.“ Als Tochter eines Landwirts habe sie die Sorgen und Nöte der Landwirtschaft tagtäglich und hautnah miterlebt.
Auch auf Landesebene wird die Diskussion aufmerksam verfolgt. Die SPD-Landtagsabgeordnete Julia Kahle-Hausmann, die als agrar- und forstpolitische Sprecherin im nordrhein-westfälischen Landtag sitzt, griff die Sorgen der Landwirte auf und ordnete sie in einen politischen Zusammenhang ein. Aufgewachsen ist Julia Kahle-Hausmann im ostwestfälischen Brakel und ist daher auch bestens mit dem ländlichen Leben vertraut.

Funktionierende Wertschöpfungsketten
Ein zentrales Thema des Abends war die zunehmende Belastung kleiner und mittlerer Betriebe durch Bürokratie, schwankenden Marktpreise und steigenden Anforderungen an Tierwohl und Umweltstandards. Hier machte Julia Kahle-Hausmann deutlich: „Unsere Landwirtschaft braucht funktionierende Wertschöpfungsketten.“ In strukturschwachen Regionen wie dem Sauerland sei die Vermarktung regionaler Produkte oft eine Herausforderung. „Hier kann das Land unterstützen – etwa durch kluge regionale Vermarktungsstrukturen oder durch gezielte Programme, wie mehr regionale Produkte in Kitas und öffentlichen Einrichtungen.“
Außerdem wurde deutliche Kritik an den großen Supermarktketten in Deutschland geäußert. Insbesondere REWE, EDEKA, Aldi und die Schwarz-Gruppe (Lidl und Kaufland) nutzen ihre Marktmacht schon lange auf den Rücken der Landwirte aus, denn diese vier Konzerne diktierten im Wesentlichen die Marktbedingungen. Dies lasse den Produzenten kaum eine Wahl. Die Landwirte leiden unter dem Preisdruck, während die großen Handelsketten stabile Gewinnmargen einfahren.
Politik muss Rahmenbedingungen schaffen
„Die Lebensmittelmärkte müssen die Endverbraucher besser informieren“, so Julia Kahle-Hausmann. „Die Politik muss Rahmenbedingungen dafür schaffen, um die Gewohnheiten nachhaltig zu ändern.“ Es entspinnt sich eine angeregte Diskussion. Eine der Vorschläge ist, dass Ökotrophologie als verpflichtendes Fach an Schulen eingeführt werden sollte, um ein stärkeres Bewusstsein für gesunde Ernährung zu schaffen. Auch ein anwesender Landwirt meldete sich zu Wort und sprach ein grundlegendes Problem an. „Solange Menschen Erdbeeren im Dezember kaufen, wird es schwierig mit nachhaltiger Landwirtschaft.“ Man müsse die Menschen wieder stärker für saisonale und regionale Produkte sensibilisieren.
Im Gegensatz dazu wurden aber die pädagogischen Konzepte des Kindergartens in Holzen gelobt. Gemeinsam mit den Kindern würden zunächst Äpfel gepflückt und anschließend verarbeitet werden.
Auch weiterer Handlungsbedarf wurde erkannt. Das Schulobstprogramm in Arnsberg werde kaum genutzt, obwohl es die Kommune nichts kostet. Dieses fördere gesunde Ernährung, die Schulen können sich jährlich online für das Programm bewerben, um eine kostenlose Portion Obst und Gemüse pro Kind zu erhalten, die an die Schulen geliefert werde. „Beim Schulobstprogramm geht es auch um die Einbeziehung regionaler Landwirte, wenn es möglich ist“, so Julia Kahle-Hausmann.
Landwirtschaft und Verbraucherschutz zusammen denken
Zwischen dem Wunsch nach fairen Preisen für die Landwirte und der Realität des Supermarktregals klafft noch immer eine große Lücke. Landwirtschaft und Verbraucherschutz müssen zusammen gedacht werden. Nur wenn beide Seiten – Produzenten und Konsumenten – gehört werden, kann eine faire und nachhaltige Politik gelingen. Am Ende des Abends bedankt sich Julia Kahle-Hausmann für den offenen Dialog und betont: „Solche Gespräche vor Ort sind wichtig, um politische Entscheidungen nah an den Menschen zu treffen.“ Ziel müsse es sein, den ländlichen Raum zu stärken und die Zukunft der Landwirtschaft sozial gerecht und nachhaltig zu gestalten.