
Dr. Gotthard Scheja vom Umweltbüro berichtete in seinem einführenden Vortrag über die in den vergangenen zehnJahren durchgeführten Maßnahmen an der Ruhr. Schwerpunkte der Renaturierungen sind in Alt-Arnsberg und Neheim-Hüsten zu sehen. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Maßnahmen räumlich mit Bereichen zusammen fallen, die auch im Hinblick auf Hochwasser Probleme bereiten. Hier wurde getreu dem Grundsatz verfahren: Zuerst renaturieren und dann, dort wo es noch erforderlich ist, technische Hochwasserschutzmaßnahmen installieren. Für letztere ist derzeit ein Konzept in Entwicklung.
An der Ruhr wurden insgesamt 7,3 km mit Kosten in Höhe von 7,1 Mio € durch Aufweitung des Flussbetts und Entfernung oder Verlagerung der Uferbefestigungen umgesetzt. Die Maßnahmen wurden zu 80 %, teilweise auch zu 90 %, durch das Land gefördert. Dr. Scheja lobte insbesondere die gute Zusammenarbeit mit der Bezirksregierung, dem Kreis, den Planungsbüros, den ausführenden Firmen sowie den Naturschutz- und Angelvereinen.
Die Maßnahmen finden sehr großen Anklang in der Bevölkerung. An sonnigen Tagen bewegen sich Scharen von Menschen entlang der Ruhr im Binnerfeld, was vor der Renaturierung nicht der Fall war. Die Renaturierungen bergen neben den ökologischen Verbesserungen also eine Vielzahl positiver Aspekte für die Menschen. Hochwasserschutz, Naherholung Tourismus, Stadt- und Landschaftsbild sind hier nur einige. Durch die Renaturierungen wurden daneben noch weitere Synergien geschaffen. So konnte die Fußgängerbrücke im Binnerfeld behindertengerecht ausgebaut werden. Der Lärmschutzwall an der A 46 im Bereich Binnerfeld wurde mit dem Aushubmaterial aus den Renaturierungen in Alt-Arnsberg erhöht.
Auf die Verbesserungen für die Fischfaune und das sonstige Leben im Gewässer ging anschließend Dr. Günter Bockwinkel vom NZO Bielefeld ein. Er stellt dar, dass sich der Fischbestand in den vergangenen zwei Jahren in den untersuchten Abschnitten sehr gut entwickelt hat. Insbesondere sind durch die guten Sedimentstrukturen wichtige Voraussetzungen für ein Ablaichen von Äsche, Barbe und Forelle geschaffen worden. Die Ruhr hat sich, wie in anderen Renaturierungsstrecken auch, zu einer Kinderstube des Fischbestandes entwickelt. Entscheidend dafür sind die Umlagerungsprozesse, die im Flusssediment erfolgen. Bei dem Hochwasser im Januar 2011 hat die Ruhr alleine im Abschnitt Binnerfeld 50.000 m3 Flusskies umgelagert. Es profitieren aber nicht nur die angelbaren Fische davon, Elritze, Schmerle, Koppe sind ebenso positiv in ihrer Entwicklung von den eigendynamische Prozessen in der Ruhr betroffen. Spannend bleibt die Frage, wie es weiter geht. Hierzu wird das Monitoring in den nächsten Jahren weitere Erkenntnisse beitragen.
Die anschließende Diskussion zeigte, dass die Angler die Maßnahmen befürworten und auf weitere positive Entwicklungen hoffen. Problematisch wurde die stellenweise geringe Wasserführung (im Bereich der Ausleitungsstrecken) bei der zusätzlichen Aufweitungen gesehen. Besonders negativ und die Renaturierungen entwertend empfanden die Anwesenden das Verhalten einiger "Besucher", die dort grillen, Abfälle hinterlassen, Flaschen zerschlagen und den Wert dieser naturnahen Bereiche nicht einschätzen können. Hier wurde der dringende Appell an die Bevölkerung gerichtet, hier Rücksichtnahme zu üben, damit Natur auch Raum greifen kann und der auch für den Menschen attraktive Zustand erhalten bleibt. Das Betreten der Inseln ist ohnehin höchst gefährlich, da keine Sicherung der Bäume erfolgt. Abfälle haben am und im Gewässer nichts zu suchen. Es handelt sich um eines unserer wertvollsten Naturschutzgebiete. Dr. Scheja erläuterte, dass der Mensch bewusst nicht ausgeschlossen werden soll, damit er siedlungsnah Natur erleben kann. Bei diesen Auswüchsen wird aber ordnungsrechtlich entgegen gewirkt werden müssen.