Arnsberg. In der 12. Auflage des Kalenders "Denkmal des Monats" der Arbeitsgemeinschaft Historische Stadtkerne in Nordrhein-Westfalen präsentiert sich die Stadt Arnsberg im Februar 2012 mit dem "Limps Turm".
In einem ehrgeizigen und spannenden Projekt wird der "Limps Turm", der Wehrturm der Stadtmauer aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, zum Lichtturm mit der Camera Obscura und der Technik des 21. Jahrhunderts. Im Laufe des Jahres 2012 soll noch die Eröffnung gefeiert werden. Somit treffen zwei Extreme aufeinander, denn die schwere Turmhülle wird symbolisch transparent. Der Turm kehrt sich um, früher als Gefahrenabwehr und Schutz gebaut, zukünftig präsentiert er sich offen und durchlässig.
Somit muss zukünftig "Limps Turm" als Gesamtkunstwerk begriffen werden. Als begehbare Kamera, als Camera Obscura, wird mit modernster Technik die Außenwelt nach innen gespiegelt. Seine neue Funktion wird durch einen Lichtstrahl in den Abendhimmel auch nach außen erfahrbar werden. Durch die Kombination aus historischer Bausubstanz und moderner Technik entsteht eine neue Nutzung im historischen Kontext, eine Symbiose aus Historie und Moderne.
Der Limps Turm wurde am 03. August 1990 in die Denkmalliste der Stadt Arnsberg eingetragen und wird in die Stadtführungen eingebunden. Seit 2008 erfolgten die Planungen und die Realisierung zur Umnutzung des Turmes als Lichtturm und als Camera Obscura, die im Laufe des Jahres 2012 fertig gestellt werden wird.
Zukünftig wird das das Untergeschoss als Multivisions-Raum genutzt. Hier soll die Arnsberger Stadtgeschichte aufgezeigt werden. Das erste Obergeschoss beinhaltet dann den Eingangsbereich mit Informations- und Kassenbereich. Das zweite Obergeschoss wird ein Ausstellungsraum, eine fotografische Galerie mit Bildern einer Camera Obscura. Das dritte Geschoss beinhaltet die Camera Obscura und ist so Herzstück des Turmes.  Der Besucher wird sich dort im Innern einer Kamera befinden, in der sich die Außenwelt abbildet. Das vierte Obergeschoss wird als Wahrnehmungsraum genutzt.
Der Limps Turm wird so zu einem unverwechselbaren künstlerischen Raumerlebnis im historischen Kontext, das nicht nur den Ort prägt, sondern auch über die Stadtgrenzen hinaus die touristische Bedeutung Arnsbergs stärkt und zu einer baulichen "Visitenkarte" wird. Darüber hinaus zeigt die Umnutzung des Limps Turmes auf, dass im Zusammenwirken von Kommune und bürgerschaftlichem Engagement nicht nur ein für die Historie der Stadt Arnsberg wichtiges Baudenkmal für zukünftige Generationen erhalten bleibt, sondern dass durch die neue attraktive Nutzung der alte Turm zum kulturtouristischen Ort wird.
Der Kalender kann ab sofort zum Preis von 11 Euro bei der Stadt Arnsberg – Untere Denkmalbehörde (Rathausplatz 1, Raum 18), im Stadtarchiv (ehemaliges Kloster Wedinghausen), im Bücher-Eck Engelbertz in Hüsten, in der Buchhandlung Houtermanns in Alt-Arnsberg und in der Mayersche Buchhandlung in Neheim, erworben werden.
 
Hintergrundinformationen zum Limps Turm:
Der fünfgeschossige, halbrunde Mauerturm aus Bruchstein mit verschieferter Kegelhaube gehörte ursprünglich zur Stadtbefestigung der Oberstadt, die sich nach dem Bau der Grafenburg auf dem Schlossberg (um 1100) auf der südlich vorgelagerten Geländeterrasse vor der Vorburg entwickelt hat. Es ist davon auszugehen, dass bis ca. 1190 der Bereich bis zum Glockenturm aufgesiedelt worden ist. Die erste Sicherung erfolgte durch einen Holz-Erde-Wall mit Graben. Diese wurde später durch eine massive Bruchsteinmauer mit Türmen und Toren ersetzt. Somit werden Stadtmauer und Türme der Oberstadt in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts (1200/1240) datiert. Von den Stadttürmen haben sich von der Oberstadt (Altstadt) vier Objekte erhalten. Der Glockenturm (seit der ersten Hälfte des 13. Jh./ heute innerstädtisch), der Grüne Turm, der "Haaken-Turm" an der Stadtmauer (heute in ein mehrfach umgebautes Wohnhaus integriert/ westlich hiervor befand sich die historische Gerichtsstätte der "freie Stuhl") und der Limps Turm.
In der Unterstadt sind es noch der Schalenturm in der Gasse Unterm Tempel und der Turm am Landsberger Hof. Alle weiteren Türme und Pforten sind nach dem Stadtbrand 1799 nach und nach abgerissen worden, so zum Beispiel die Klosterpforte (1799/1800) oder der Honekamps-Turm (1895), der an der Ecke Königstraße/Apostelstraße stand.
Seinerzeit wurden die Türme und Tore von den unterschiedlichsten Zünften finanziert, errichtet und verteidigt. So wurde der Limps Turm vermutlich von der Arnsberger Schmiedezunft erbaut und bei Angriffen besetzt und verteidigt. Der Turm ist heute noch ein Zeugnis des Bauens des 13. Jahrhunderts und dokumentiert den Verlauf der mittelalterlichen Stadtmauer. Die Ausrichtung des Turmes erfolgte klar nach seiner Funktion. So bildete er mit der Limps Pforte die Toranlage, durch die man ursprünglich von Westen kommend in die Oberstadt gelangte.
Der Turm hat nichts von seiner ursprünglichen Intention und äußeren Erscheinung verloren. Er wirkt aus der Ferne weiterhin schützend und prägt nach wie vor als Landmarke die Stadtsilhouette. Die von weitem wirkende monumentale Fassade hat lediglich zwei Türöffnungen, die für den Betrachter von Süden und Westen nicht sichtbar sind. Die kleinen Wandöffnungen – Schießscharten – lassen hingegen seine Funktion, als ehemaliger Wach- und Verteidigungsturm, erkennen. Auch seine historische, einfache Grundrissstruktur ist erhalten.
Die topografische Lage ermöglicht es, dass über eine Türöffnung innerhalb der Nordfassade das Untergeschoss direkt von der Bergstraße erreichbar ist. Ursprünglich war dieser Raum für das Wachpersonal vorgesehen und es gab einen direkten Zugang zu den oberen Geschossen. Dieser ist heute nicht mehr gegeben, denn eine Kappendecke jüngeren Datums bildet den oberen Abschluss.
Das darüber liegende Geschoss – 1. Geschoss – wird über eine Treppenanlage aus Bruchstein, die an der Ostfassade errichtet wurde, erschlossen. Die weiteren oberen Geschosse werden von hier aus über eine innere Eichenholztreppe, welche ebenfalls jüngeren Datums ist, erreicht. Die oberen Geschosse wurden ursprünglich als Ausguck-, Flucht-, Verteidigungs- und Pausenraum genutzt. Die Räume werden lediglich über die kleinen Wandöffnungen – Schießscharten – natürlich belichtet und belüftet. Weder die "Soester Fehde", die Stadtbrände noch die städtebaulichen Veränderungen haben den Limps Turm zerstört, der somit nach wie vor im Arnsberger Stadtbild als markante Landmarke wirkt.
Der Turm diente jedoch nicht nur als Wachturm, sondern im 19. Jahrhundert fanden hier sogar Ziegenböcke ihren Unterschlupf. Von den Preußen wurde der Turm als Stadtgefängnis für leichtere Vergehen genutzt. Beim Stadtbrand von 1847 wären hier beinahe einige Insassen zu Tode gekommen. Schließlich verkaufte die Stadt den Turm, erwarb ihn jedoch vor 1895 wieder zurück und ist auch weiterhin Eigentümerin des Turmes.
In den 1920er Jahren versammelten sich Gruppen der katholischen Jugendbewegung im Turm. Nach dem Zweiten Weltkrieg sollen hier für kurze Zeit Flüchtlinge aus dem Deutschen Osten gewohnt haben. Der Limps Turm wurde am 03. August 1990 in die Denkmalliste der Stadt Arnsberg eingetragen und wird nach wie vor in die Stadtführungen eingebunden. Seit 2008 erfolgten die Planungen und die Realisierung zur Umnutzung des Turmes als Lichtturm und als Camera Obscura. Hierfür wurden die für die unterschiedlichen Nutzungen erfolgten Einbauten entfernt.
 

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