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Arnsberg. Mehr noch als durch seine Aufsehen erregenden Werke fesselte Gabriele D`Annunzio durch seinen exzentrischen Lebensstil die öffentliche Aufmerksamkeit. Seine zahlreichen Liebesaffären, wie etwa mit der legendären Schauspielerin Eleonora Duse, haben daran nur bedingten Anteil. Seine Begeisterung für das Fliegen und seine militärischen Eskapaden im und nach dem ersten Weltkrieg prägten das Bild des waghalsigen Draufgängers. Seine Nähe zum Faschismus lässt ihn heute als politischen Toren erscheinen. Der Ausbau seiner Villa am Gardasee zu einem spleenigen Nationaldenkmal zeugt von Größenwahn. Das klare Bewusstsein seiner Öffentlichkeitswirksamkeit lässt in ihm ein Vorbild für Dalí erahnen. D`Annunzio ist zweifellos eine der großen, selbst inszenierten Kunstfiguren des 20. Jahrhunderts. So widersprüchlich und exzentrisch sein Leben erscheint, so erklärt sich doch vieles aus seinem schriftstellerischen Werk. Die erotomanische Todessehnsucht D`Annunzios, ein typischer Ausdruck des Fin de siècle, mündet in einen militanten Aktionismus, der die dekadente Erstarrung um jeden Preis zu durchbrechen versucht. Zurück bleibt ein Verbitterter, politisch an den Rand Gedrängter, dem nur noch die Kultivierung seines Snobismus Ablenkung bot. Ein Leben zwischen Duse und Duce. Leitung: Prof. Dr. Walther K. Lang Mittwoch,03.03.2010, 20:00 – 21:30 Uhr 4,00 €, Tageskasse: 5,00 € Arnsberg, Präparandie, Sauerstr. 1

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