Foto: Stadt Arnsberg – Bürgermeister der Städte Arnsberg und Sundern

Arnsberg. Auf den noch verwaisten Schienen sollen so schnell wie irgend möglich wieder Züge rollen. Da sind sich Bürgermeister Ralf Paul Bittner aus Arnsberg und sein Amtskollege aus Sundern, Ralph Brodel, einig. In einer gemeinsamen Pressemitteilung weisen sie auf die Faktenlage hin und bitten gleichzeitig um eine sich versachlichende Diskussion. In der gemeinsamen Erklärung schreiben die beiden Stadtoberhäupter:

Vor dem Hintergrund des seit Jahren permanent wachsenden Verkehrs durch PKW und LKW ist das Röhrtal schon heute häufig an den Kapazitätsgrenzen angekommen. Alleine die Zahl der Berufspendler zwischen den beiden Städten ist beständig wachsend. Über 2600 Sunderner pendeln täglich nach Arnsberg, und knapp 1800 von Arnsberg nach Sundern. Damit einhergeht nicht nur eine massive Belastung der Anwohner, sondern auch eine erhebliche und ständig steigende Belastung der Umwelt. Die alleinige echte Entlastung für Mensch und Umwelt kann einzig durch die Reaktivierung der Röhrtalbahn erreicht werden. Ebenso ist eine Reaktivierung für die weitere wirtschaftliche Entfaltung der Standorte Arnsberg und Sundern wichtig, wie dies auch von der IHK Arnsberg, Hellweg-Sauerland in einer umfangreichen Mobilitätsstudie beschrieben wurde: „Generell ist ein Erhalt eines leistungsfähigen Streckennetzes in der Region für den Schienengüterverkehr aus Sicht der Wirtschaft erforderlich – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der prognostizierten Wachstumsraten aller Verkehrsträger.“ Und weiter: „Aktuelle Studien prognostizieren ein Wachstum der Güterverkehrsleistung bis 2025 um rund 70 Prozent gegenüber 2004.“ (Mobilität ist Zukunft) Diese Analyse brachte den IHK-Verkehrsausschuß noch Ende 2018 zu einem klaren Votum für eine Reaktivierung der Röhrtalbahn, auch wenn hier vor allem Personen befördert werden.

Die permanente Entlastung von Wirtschaft, Umwelt und vor allem den Menschen ist unzweifelhaft und dürfte erhebliche Gewinne nach sich ziehen. Seien sie nun ökologisch, wirtschaftlich oder vor allem gesundheitlich. Dagegen stehen die einmaligen Kosten der Reaktivierung der Röhrtalbahn, mit ca. 13 Millionen €, die vom Land NRW übernommen werden. Aber nicht nur die gesamten einmaligen Investitionen werden vom Land finanziert, sondern ebenfalls die Betriebskosten. Alle stammen aus Infrastruktur-, und Regionalisierungsmitteln des Landes NRW. Hierbei konkurrieren mehrere Städte im Land um diese Gelder. Ausgegeben werden können sie allerdings nur einmal. Entweder für Arnsberg und Sundern, oder aber sie fließen in andere Strecken irgendwo im Land.

Ebenso wollen wir darauf hinweisen, dass die bestehenden Buslinien nicht aufgegeben werden, sondern, dass ein zeitlich versetzter Busbetrieb geplant ist. Entweder fährt die Bahn oder der Bus. Darüber hinaus wird die Buslinie verbunden mit den im Tal gelegenen Haltepunkten der Bahn. Es ist also ein deutlicher Zuwachs an Mobilitätsmöglichkeiten. Der die Reaktivierung kritisch begleitende Zweckverband NWL geht von bis zu 1.500 Fahrgästen aus, die vom Auto in den Zug umsteigen würden, mit einer entsprechenden verkehrlichen Entlastung des Nadelöhrs Röhrtal und einem Zugewinn an Qualität für alle Pendler und Schüler.

Weiter wird häufig von einer möglichen Entwidmung der Strecke gesprochen um hierauf einen Radweg zu bauen. Die Kosten für den Radweg müssten die Städte Sundern und Arnsberg, sowie der HSK selbst tragen, geschätzt 3 Millionen Euro. Darin noch nicht enthalten, die Kosten für den Rückbau der Bahntrasse, die Millionen kosten dürfte. Außerdem würde ein, unwahrscheinlicher, Radweg auf der Bahntrasse die Straße genauso oft queren wie die Bahn selbst. Es ist anzunehmen, dass durch den Radverkehr an den Straßenkreuzungen durch Ampelanlagen dann eine noch stärkere Behinderung des Autoverkehrs entsteht.

Bei all diesen Abbruchvisionen der Röhrtalbahn ist aber bislang der Streckenbesitzer, die RLG, nie eingebunden worden. Abgesehen davon hat die RLG eine klare Haltung zur Röhrtalbahn. Sie will, ebenso wie wir, die Reaktivierung der Bahnstrecke. Und: nur der Eigentümer der Strecke, die RLG, darf einen Antrag auf Stilllegung stellen und hat daran kein Interesse.

Darüber hinaus geht es aber nicht um die irreführende Fragestellung: entweder Bahn oder Rad, sondern es geht um ein sowohl als auch. Eine reaktivierte Bahn mit vernetzten Bushaltestellen und ein Radweg ist die Zukunfts- und Ausbauperspektive. Eine Abbruchvision der Röhrtalbahn ist tatsächlich der Abbruch von Zukunft.

Dieser Zukunftsabbruch der Bahntrasse würde darüber hinaus Millionen kosten, sollte man den Abbruchvisionen Folge leisten. Doch selbst wenn sich die RLG einem Herausreißen der Schienen hingeben würde, was nicht zu erwarten ist, müsste die Stilllegung der Bahnstrecke nach dem Allgemeinen Eisenbahngesetz (AEG) öffentlich für andere Eisenbahnunternehmen ausgeschrieben werden. Es könnte dann also ein anderes Eisenbahnunternehmen die Bahnstrecke übernehmen und betreiben. Ein sehr wahrscheinlicher Vorgang, da die Gutachten äußerst positiv sind.

Sollte also eine weitere private Eisenbahngesellschaft wahrscheinlich zugreifen, wäre somit unserer heimischen und in kommunalem Eigentum befindlichen RLG die Röhrtalbahn entzogen.

Welche Betrachtung man auch immer einnimmt: die vernünftige, weitestgehende, Lösung ist Bahn, Bus und Radweg. Oder kurz: Mehr Mobilität in der Zukunft statt weniger Mobilität. Die Reaktivierung der Röhrtalbahn wurde und wird daher von den Städten Arnsberg und Sundern als extrem wichtiger Baustein der kommunalen Mobilitätsstrategie und der Nachhaltigkeitsstrategie gesehen. Und dies schon seit Jahren. Die Zukunftsziele einer dringenden verkehrlichen Entlastung des Röhrtals, können nur durch die Reaktivierung der Röhrtalbahn erreicht werden. Zur Entlastung der Anwohner, für eine Entlastung der Umwelt und ebenso für mehr Mobilitätsangebote, als auch für eine Stärkung der heimischen Wirtschaft.

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